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Politische Rhetorik – das Spiel mit dem kollektiven Kurzzeitgedächtnis

Über Mythen im Politik-Marketing.

Die Geschichte lehrt uns vieles, aber offenbar nur wenige lernen daraus. Sie ist ein Spiegel, in dem sich nicht nur Glanz und Fortschritt, sondern auch Wiederholungen, Irrwege und kollektives Vergessen zeigen. Die politische Gegenwart demonstriert diese Ambivalenz mit aller Schärfe.

Aufklärung statt Empörung

Empörung macht sich breit, wenn gewählte Repräsentanten ihre Versprechen von gestern revidieren. Medien und Bürger beklagen den Verrat am politischen Ethos. Politiker gelten als wankelmütig, gar als Lügner. Dabei könnte man es besser wissen. Der Widerspruch zwischen Wahlkampfversprechen und Regierungspraxis ist kein Ausrutscher, sondern ein Systemeffekt. Wer Geschichte kennt, weiß: Rhetorik war stets ein Werkzeug der Macht. Die Unterscheidung zwischen "ehrlicher Absicht" und "strategischer Kommunikation" verschwimmt im Betrieb der Politik.

Hegel vs. Foucault – Zwei Blicke auf die Geschichte

Georg Wilhelm Friedrich Hegel sah in der Geschichte eine Logik der Freiheit. Der Mensch lerne, sich selbst zu erkennen und seine Gesellschaft entsprechend zu formen. Doch Michel Foucault hielt dagegen: Geschichte sei nicht Fortschritt, sondern Bruch, nicht Sinn, sondern Struktur. In ihr manifestieren sich Machtverhältnisse, die sich nur oberflächlich wandeln. Die große Erklärungskraft liegt daher nicht im Vorbildcharakter vergangener Epochen, sondern im Verstehen ihrer Mechanismen.

Data Memory – Wenn Maschinen Geschichte schreiben

Heute verändert sich Geschichte selbst. Nicht mehr allein Historiker schreiben sie, sondern Algorithmen. Die Datenmassen digitaler Archive versprechen eine neue Form kollektiven Erinnerns. Aber wird dieses "Data Memory" wirklich zu mehr Einsicht führen? Oder verlieren wir uns in der Illusion, dass Fakten allein uns vor Wiederholungen schützen?

Vom Proletariat zum Plattformnutzer

Wer gestaltet den Wandel? Karl Marx war überzeugt, dass Geschichte durch Klassenkonflikte vorangetrieben werde. Doch die "klare Front" zwischen Bourgeoisie und Proletariat ist einer komplexen sozialen Realität gewichen. In einer von Künstlicher Intelligenz, Plattformkapitalismus und Deindustrialisierung geprägten Welt hat der "kleine Mann" seine ehemalige Rolle eingebüßt. Statt Arbeitskraft regiert das Kapital der Daten.

Kriegstüchtigkeit statt Mahnmale – Das neue Europa? Gleichzeitig erleben wir eine Rückkehr zur Sprache der Konfrontation. In Europa wächst die Akzeptanz für Rüstung und militärische Macht. Ausgerechnet in Deutschland, dem Land der Mahnungen, der Denkmäler und der Bildungspläne zum Thema "Nie wieder!", scheint das Gedächtnis Risse zu bekommen. Geschichte warnt nicht. Sie beobachtet, was wir tun.

Geschichte als Kontrastfolie, nicht als Lehrmeisterin

Vielleicht ist Geschichte keine moralische Instanz. Vielleicht funktioniert sie besser als Kontrastfolie, als ständige Erinnerung daran, wie fragil Frieden ist, wie brüchig Vertrauen. Was daraus folgt, ist kein historischer Automatismus, sondern eine Entscheidung: für Vernunft, für Kooperation, für Anstand.

Widersprüche integrieren statt bekämpfen. Die Reife einer Gesellschaft Eine Gesellschaft, die ihre Widersprüche integriert, statt sie zu bekämpfen, gewinnt an Reife. Integration bedeutet auch, das Unangenehme am Anderen und an sich selbst zu akzeptieren. Manche Unternehmen zeigen bereits, wie kultureller Wandel durch Offenheit und flache Hierarchien möglich ist. Neue Lernmodelle, neue Werteorientierungen – nicht nur in der Theorie, sondern gelebte Praxis.

Emotionale Intelligenz – Die unterschätzte Zukunftskompetenz

Vielleicht brauchen wir eine Rückbesinnung auf emotionale Intelligenz, wie sie Daniel Goleman beschreibt. Eine Wiederentdeckung von Anstand, Diskursfähigkeit, Mitgefühl. Das wäre keine nostalgische Rückwärtsgewandtheit, sondern eine Transformation: individuell wie gesellschaftlich.

Wiederholung oder Reife – die offene Entscheidung der Gegenwart. Am Ende bleibt die Entscheidung, welchen Teil der Geschichte wir weiterschreiben wollen: den der Wiederholung – oder den der Reife.

TextredaktionellüberarbeitetunterZuhilfenahmevonChatGPT(OpenAI)

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Über den autor

Klaus E. Jopp ist PR-Fachmann, Content-Produzent, Buchautor und Blogger. Er berät Marken und Branchen in den Bereichen Marketing, Kommunikation und Vertrieb. Trends, Hypes und Gegentrends sind einige der Schwerpunktheme seiner blogthoughts.