Beschäftigte fühlen sich durch KI unter Druck
Die Fakten: Hier schwanken die Research-Zahlen zwischen 300.000 und drei Millionen Jobs, die bis 2030 durch KI verlorengehen. Auch wenn es nicht primäre Absicht der KI ist, Arbeitsplätze abzuwickeln, so ist sie ein weiterer Transformationstreiber der Arbeitswelt und des Verständnisses von Arbeit. Die Auswirkungen ihres Siegeszugs in Wirtschaft, Produktion und Industrie hat indirekt etwas von einer Konkurrenzstrategie, die Beschäftigte verständlicherweise zu fürchten beginnen. Es klingt etwas unbeholfen, wenn in Diskussionen um die KI-Szenarien ihre Entlastungsfunktionen angeführt werden. Dass sie Arbeitnehmende von standardisierten und repetitiven Aufgaben befreit, Prozesse im Arbeitsalltag oder Personalbereich automatisiert, und somit schneller und effizienter macht. Das wird auf Kosten von Arbeitsplätzen und zugunsten von Technologien und Methoden der Artificial Intelligence gehen. In einem Interview führt Bundesarbeitsminister Heil an, dass Mitarbeitende im Bereich Handel, Banken und Versicherung sich beruflich neuorientieren müssten. Die KI würde hier menschliche Arbeit ersetzen. „Führung findet verstärkt über digitale Kanäle statt“ und „künstliche Intelligenz wird schließlich Führungskräfte ersetzen,“ meint der Psychologe und Professor für Leadership and Organizational Behaviour, Niels van Quaquebeke.
Technologien haben schon immer die Arbeitswelt verändert
Diese Ermöglichungsszenarien begannen bereits im 19. Jahrhundert mit den modernen Wissenschaften und der Industriellen Revolution (ab 1830), auf die weitere technologische Innovationszeitalter folgten. Die 2000er Jahre bilden die Spitze technologiegetriebener Erfinderfreude an arbeitserleichternden Maschinen und Lösungen: Digitalisierung, Robotik, Big Data, Industrie 4.0. Künstliche Intelligenz und generative AI sind ihre Krönung. Zwar kann man dagegen aufstehen und rebellieren, wie einst die Weber in der Textilindustrie gegen die Einführung des mechanischen Webstuhls. Doch die KI ist auch ein Bildungsauftrag an jeden Einzelnen, seine berufliche Positionierung im Markt und seine Arbeit neu zu denken.
Arbeit? Müssen wir neu definieren!
Wer im Sinne von Adam Smith „gutes Geld verdienen“ will, braucht heute Expertenwissen und technische Fertigkeiten. Vom Arbeitsnehmer zum „Arbeitskraftunternehmer, wie Voß und Pongratz es nennen. Übernahme von Verantwortung, Ideengeber und unternehmerischer Mitgestalter sein. Gegen das Phantom der Angst, von Technologien oder Maschinen ersetzt zu werden, hilft, in die Weiterbildungsoffensive zu gehen, sich Fachkenntnisse und digitales Wissen und Knowhow anzueignen. KfW und Bundesministerien fördern Weiterbildungsprogramme von Unternehmen in den Bereichen Digitalisierung und KI. Die Bedeutung und Nutzenrelevanz von menschlicher Arbeit muss sich an den Legitimationsprinzipien von digitaler Reife und dem Beherrschen von digitalen Skills messen lassen können. Die Gleichung von Arbeit als Erwerbstätigkeit kann künftig nur aufgehen, indem die Berufswahl die Anforderungen von digitaler Systemrelevanz erfüllt. Wer sich in der neuen Berufswelt nachhaltig positionieren will, muss umschulen, Neues lernen, Routinen überdenken, Arbeits- und Kreativitätsorganisation im Zusammenspiel mit KI-Innovationslösungen durchführen. Dass im Sinne von Partizipation und Demokratisierung KI-Kompetenzen zu einem Gemeingut werden sollten, zeigen die zahllosen Publikationen, Blogs, Bildungsinitiativen und Unternehmensinvestitionen in Weiterbildungsmaßnahmen, aber auch die Forderungen von Personalentscheidern und Führungskräften nach einer politisch gestützten, deutschlandweiten Bildungsoffensive für die Nutzung und den Umgang von KI (TÜV-Studie).
New Fit: Weiterbildung und technische Fertigkeiten
Digitalisierung und Transformation waren die Vorboten. Lernfähige KI mit ihren anpassungsfähigen Algorithmen vollzieht den globalen Rollout technologischer Intelligenz und automatisierter Effizienz. 45 % von 500 befragten Personalverantwortlichen in Unternehmen sehen die Notwendigkeit, dass Mitarbeitende KI-Anwendungen sinnvoll nutzen können, 39 % erwarten steigende Investitionen in die KI-Weiterbildung ((TÜV-Studie). Um die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands als KI-Standort zu sichern, halten 84 % der Befragten die Sicherung und Förderung von Fachkräften für unverzichtbar. Als Use Cases für den Einsatz generativer KI führen von 300 befragten IT-Verantwortlichen in Unternehmen vor allem die Automatisierung einfacher Abläufe an. 56 % wollen die Kundenkommunikation erweitern, 55 % die Kreativität fördern. Kundenzentrierte Kommunikation, als ein von generativer KI gestützter Technologieprozess, ist der neue Status Quo im Kreativgeschäft. In einer Welt des radikalen, disruptiven Umbruchs, entstehen an den Bruchstellen neue Bedürfnisse: nach strategischer Klarheit, innovativen Geschäftsmodellen, Beratung, Mitarbeitermotivation und vor allem neuen Bildungsprodukten.
Long-Life-Learning: ein Muss
An diesen Schnittstellen lassen sich kompakte Ökosystem-Partnerschaften, Leistungs- und Schulungsangebote aufsetzen. Wie Intersubjektive Urteilsfähigkeit, die dort konzeptionell und strategisch ansetzt, wo Deep-Learning-Maschinen die Tiefen der Persona nicht verstehen und auf semantische Dissonanzen stoßen. Bei allem KI-Hype sind Kreative und strategische Entscheider in Persona nicht völlig überflüssig. Die Use Cases und Kosten-Nutzen-Rechnungen von KI werden von Planern und Ökonomen definiert und aufgestellt. Die Notwendigkeit bzw. Verzichtbarkeit des Faktors Mensch als Produktivkraft wird in diesen Überlegungen weiterhin eine Budget- und Investitionsrolle spielen. Um so besser, wenn man den eigenen Mehrwert im KI-Kontext definieren kann. Fest steht, der KI-Arbeitsmarkt wird weiterwachsen! Es entstehen neue Arbeitsplätze in den Bereichen der regenerativen Energiegewinnung, von Dienstleistung, Gesundheit, Bildung und Beruf. Für die einen mag das ein „beschwichtigendes“ Narrativ gegenüber dem Verlust von Arbeitsplätzen sein. Für andere ist es der Aufbruch in ein neues Zeitalter von Arbeit, Leistung und Selbstverwirklichung.
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Quellen
Angst vor Jobverlust durch KI: 50% aller Angestellten sind betroffen
2050: Die Zukunft der Arbeit. BST Delphi Studie 2016, von: bertelsmann- stiftung.de
brand eins, Meine Chefin: die KI, Heft 11, November 2023
IBM Studie Augmented work for an automated, AI-driven world, von gruender.de
IDG Studie APPLIED AI 2023, von: https://www.lufthansa-industry-solutions.com/
TÜV Weiterbildungsstudie 2024, von: tuev-verband.de
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