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Arbeitskampf Vier Punkt Null (4.0). IT-Talente im Fokus des Employer Branding.

Der Kampf um IT-Talents setzt Unternehmen unter Druck

Riefen einst Marx und Engels die Gewerkschaften zur „Befreiung der Arbeiterklasse von der Herrschaft des Kapitals“ auf, sind es heute Unternehmen, die einen regelrechten Arbeitskampf führen müssen. Den Arbeitskampf 4.0 um IT-Fachkräfte. 82.000 vakante Stellen. Unternehmen sind händeringend auf der Suche nach Softwareentwicklern, Big Data Scientists, Virtual Reality Designer und IT-Programmierern. Die IT-Talents sind in der Komfortposition, sich die besten Angebote aussuchen zu können. Der War for talents ist eröffnet. Und die Arbeitgebermarke spielt eine wichtige Rolle im Kampf um die Besten.

Digitalität als Markenwert von Unternehmen

Die digitale Qualität eines Unternehmens wird mehr und mehr zu einem wettbewerbsdifferenziellen Unternehmens- und Markenwert. Hier haben Unternehmen Nachholbedarf wie eine Befragung der Fraunhofer Academy zeigt. Entsprechend steht das Recruitment von IT-Fachkräften weit oben auf der Strategie-Agenda. IT-Fachkräfte sind die neue Zielgruppe, die es zu erobern gilt. Hier ist das Employer Branding besonders gefordert, um „Techie-Talente“ zu gewinnen bzw. abzuwerben. Unternehmen müssen sich als attraktive, zukunftsorientierte digitale Marke inszenieren und positionieren. Headhunter und Stellenanzeigen sind die klassischen Wege. Das Spektrum der Recruitment-Aktivitäten erstreckt sich von von Karriereseiten über Video-Ads und Social Media Recruting bis zu Active Sourcing. Vorträge an Hochschulen und Promotion-Events verstehen sich von selbst.

Konzerne und Mittelstand kämpfen um IT-Fachkräfte

Anfang 2019 verzeichnet der Mangel an IT-Fachkräften mit 82.000 offenen Jobs gegenüber 55.000 in 2017 einen Anstieg um 49 Prozent. Laut einer Befragung der Unternehmensberatung Deloitte unter Finanzvorständen, sehen zwei Drittel den Fachkräftemangel im Technologiebereich als größtes Risiko für die nächsten 12 Monate. Der demographische Wandel verschärft das Problem zusätzlich. Die geburtenstarken Jahrgänge wechseln allmählich in den Ruhestand. Rund eine Million Beschäftigte sind in der IT-Branche tätig. Gebraucht werden doppelt so viele, um dem aktuellen Bedarf gerecht zu werden. Wie hartnäckig und eng der Wettbewerb im Recruitmentmarkt ist, lässt sich auch am Zeitkorridor ablesen. 80 Prozent der befragten Unternehmen der Bitkom Studie zum IT-Fachräftemangel gaben an, dass sie rund vier bis sechs Monate benötigen, um eine offene IT-Stelle mit einer qualifizierten Fachkraft zu besetzen. Quer durch alle Branchen werden IT-Spezialisten gesucht. Die Anforderungen an die Kompetenz sind mit der Rasanz des digitalen Wandels gestiegen. Nicht jeder Bewerber erfüllt sie. Und: Die Bewerber wissen um ihren Marktwert. Zum Nachteil mittelständischer und kleinerer Unternehmen, die um dieselben IT-Fachkräfte kämpfen, aber die Gehaltsvorstellungen der Bewerber häufig nicht erfüllen können.

Worauf die neue IT-Generation bei Unternehmen achtet

Die digitale Transformation hat mit der Generierung neuer Berufsbilder und Ausdifferenzierung digitaler Fachkompetenzen den Arbeitsmarkt 4.0 geschaffen. Der Grad an Spezialisierungen und die Einrichtung innovativer Stellen nimmt immer stärker zu. So werden „Ethical Hacker“ angeheuert, um Schwachstellen in der IT-Sicherheit, bei Datenaustausch und Workflows in der Cloud zu identifizieren und zu beheben. Sie prüfen die Konfigurationen der Systeme, indem sie Hackerangriffe simulieren. Im Windschatten der Dynamik, mit der die digitale Transformation eine Branche nach der anderen erobert und verändert, wächst der Bedarf an unterschiedlichsten IT-Fachkräften. UX-Experten und Customer Success Architekten sind aus der IT-Unit vertriebsintensiver Unternehmen kaum noch wegzudenken. Auf dem Radar der Headhunter und Recruiter sind IT-Programmierer für Algorithmen, Cloud Computing, Künstliche Intelligenz, Maschine Learning und Data Mining. Auch wenn viele Unternehmen die hohen Gehaltsforderungen der Bewerber beklagen, IT-Fachkräfte nehmen in der digitalen Transformation eine Schlüsselposition ein. Für die Zukunft im Wettbewerb und die digitale Wertschöpfung hängt vieles von der Digital- und IT-Kompetenz des Unternehmens ab. Junge IT-Talente achten bei der Bewerbung auch auf die Soft Skills der Unternehmen. Neben klassischen Faktoren wie ein dynamisches Gehaltsangebot und Aufstiegsmöglichkeiten sind flexible Arbeitszeiten, Mobilitäts- und Work-Life-Balance Angebote gerade für die Generation Y (Millennials) wichtig. Unternehmen werben mit entsprechenden Paketen.

Digitale Kompetenzen für die gesamte Wertschöpfungskette

Das Anwendungs- und Anforderungsspektrum für IT- und Software-Entwickler in der Industrie 4.0 lässt sich nicht eingrenzen. Es ist eine offene Entwicklung, die auch auf traditionelle Berufe im Marketing, Vertrieb und in der Kommunikation übergreift. Individualisierung, Marketing Automation, Predictive Analytics, KI, Programmatic Advertising sind nur einige der Trends, die das Marketing der Zukunft bestimmen und Mitarbeitern eine ausgeprägte Digitalkompetenz abverlangen. Der digitale Wandel ist komplex und fordert Kompetenzen über die gesamte Wertschöpfungskette und in allen Unternehmensbereichen. Mitarbeiter müssen geschult und als aktiver Part der digitalen Transformation gewonnen werden. Technologie und Tools laufen ins Leere, wenn Mitarbeiter sich dem Change-Prozess verweigern. Noch immer geht in vielen Unternehmen die Angst um, dass die Digitalisierung Arbeitsplätze abschafft. Sie verändert Strukturen und Abläufe. Sie bildet neue Schnittstellen in den Prozessen, die digital gesteuert sind. Mitarbeiter müssen, ob sie wollen oder nicht, sich digital weiterbilden. Andernfalls können sie im Arbeitsmarkt kaum Schritt halten. Wer die Pace im digitalen Markt mitgehen will, muss auf Schlüsselqualifikationen in der IT setzen. Statt „Customer First“ nehmen IT-Fachkräfte die Position der neuen, führenden Zielgruppe ein, die es zu erobern und zu loyalisieren gilt. Der Arbeitskampf 4.0 hat gerade erst begonnen.

 

Nota bene

Talente und Fachkräfte mit einer starken Arbeitgebermarke und einer cleveren  Kommunikation rekrutieren. Ich unterstütze Heads of Resources im War for Talents und Employer Branding.

Titelbild: iStockphoto


Quellen:
Marx, Lohn, Preis, Profit, MEW
Melanie Schmole, So sieht der Arbeitsmarkt 2019 aus, get-in-it.de
https://www.get-in-it.de/magazin/arbeitswelt/it-arbeitsmarkt/so-sieht-der-it-arbeitsmarkt-aus
Heidemarie Schuster, IT-Fachkräftemangel auf dem Höchststand, IT-BUSINESS
bitkom, 82.000 freie Jobs: IT-Fachkräftemangel spitzt sich zu, 13.12.2018
Fraunhofer Academy, Deutsche Unternehmen haben großen Nachholbedarf bei Digitalkompetenzen, 7.2.2019
Süddeutsche Zeitung, IT-Experten verzweifelt gesucht, 28.12.2018

 

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Über den autor

Klaus E. Jopp ist PR-Fachmann, Content-Produzent, Buchautor und Blogger. Er berät Marken und Branchen in den Bereichen Marketing, Kommunikation und Vertrieb. Trends, Hypes und Gegentrends sind einige der Schwerpunktheme seiner blogthoughts.